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Objektbericht: Militärhistorisches Museum, Dresden
06 décembre 2011

Objektbericht: Militärhistorisches Museum, Dresden

Dyckerhoff Sichtbeton SB 4 - Unseren Objektbericht zu dem Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden gibt es schon länger. Weil das fertige Bauwerk so schön geworden ist und am 14. Oktober 2011 wiedereröffnet wurde, möchten wir ihn durch einige Fotos vom fertigen Museum ergänzen.

In Dresden wird das traditionsreiche Militärhistorische Museum nach Plänen von Daniel Libeskind umgestaltet. Das ehemals sächsische Arsenalgebäude wird in seinen historischen Zustand zurückgebaut und durch ein integriertes neues Gebäude erweitert.

Beim Betonieren der für Libeskind typischen Raumelemente galt es eine Reihe betontechnologischer Probleme zu lösen. Dies betraf sowohl die Schalung der schrägen und in verschiedenen Richtungen geneigten Sichtbetonwände als auch die Verdichtung der speziellen Sichtbeton-Rezeptur. Die aufregende und kühne Konstruktion schneidet einen Keil in die räumliche Ordnung des Arsenalgebäudes. Dadurch – so Libeskind – „öffnet das Museum den Raum zum Nachdenken über organisierte Gewalt. Es ermöglicht eine Distanz von der Kontinuität der militärischen Auseinandersetzungen und eröffnet den Blick auf die grundsätzlichen anthropologischen Fragestellung“. Außerdem gibt der Erweiterungsbau den Blick frei auf das historische Zentrum Dresdens. Es erhebt sich über die Dachlandschaft des Altbaus, als von außen sichtbares Zeichen der Erneuerung und von innen erlebbare Öffnung zur Stadt.

Geneigte Wände in höchster Sichtbeton-Qualität

Charakteristisch für die Architektur von Libeskind sind die schrägen, in verschiedenen Richtungen geneigten Sichtbetonwände, die als markante Raumelemente in den Altbau eingezogen werden. Sie wurden vor Ort betoniert und, um die vom Planer geforderte hohe, beidseitige Sichtbeton- Qualität sicher zu stellen, durch ein „Sichtbeton-Team“ begleitet. Vertreter der Architekten, des Schalungsherstellers, des bauausführenden Unternehmens sowie von Dyckerhoff Beton planten, koordinierten und überwachten die komplexe Sichtbetonbauweise. Die insbesondere beim Betonieren der schrägen Wandelemente zu lösenden Probleme reichten von schalungstechnischen Fragen über die Wahl der „richtigen“ Betonrezeptur bis hin zum fachgerechten Verdichten des Betons. So wurde ein spezielles Schalungssystem entwickelt, welches dem extremen Frischbetondruck der geneigten Wände standhalten konnte. Aus statischen Gründen mussten die Unterseiten der geneigten Wände bis zur Fertigstellung der jeweiligen Geschossdecke komplett eingeschalt bleiben. Bei der Betonzusammensetzung entschied man sich für einen Beton C30/37, XC4 (WU), XA1, XD1, XF1, mit der Konsistenzklasse F2 (plastische Konsistenz). Entwickelt wurde die spezielle Rezeptur, die ein gleichmäßiges Betonieren sowohl im Winter wie im Sommer gestattet, durch das Zentrallabor Süd/Ost der Dyckerhoff Beton GmbH & Co. KG. Berücksichtigt werden musste dabei auch, dass ein Betonieren mit gleicher Rezeptur im Winter und Sommer erfolgen konnte.

Zum Einbau des plastischen Betons (Konsistenzklasse F2) wurden seitens der ausführenden Rohbaufi rma, der Hentschke Bau GmbH aus Bautzen, spezielle Rüttelgassen entwickelt. Sie bestehen aus Spiralwendeln für Innenrüttler mit einem Durchmesser von 80 mm, deren Bewehrungsdraht immer an der „Nicht-Sichtbetonseite“ befestigt wurde. So konnten Verdichtungsporen verhindert werden, damit die geforderte hohe Sichtbetonqualität nicht beeinträchtigt wurde.

Bei dieser Entwicklung griff die Bauunternehmung auf ihre Erfahrungen zurück, die sie bereits bei Ausführenden eines Libeskind-Objektes in der Schweiz sammeln konnte. Eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg der Arbeiten, da es der zunächst beauftragten Baufi rma genau an dieser Erfahrung mangelte und sie daher von der Durchführung des Objekts zurücktreten musste. Weitere wichtige Vorarbeiten waren die Festlegung eines Qualitätssicherungssytems und die Fertigung von Musterplatten mit unterschiedlichen Betonzusammensetzungen zur Farbgebung. Die Auswahl der Schalhaut, den richtigen Ausschalungszeitpunkt und verarbeitungstechnische Details wurden dann im Vorfeld an einer Musterwand praxisgerecht ermittelt. Hier zeigte sich einmal mehr, dass bei Herstellung hochwertiger Sichtbetonoberfl ächen – vor allem bei schwierigen Einbaubedingungen – viele Komponenten berücksichtigt werden müssen. Dies beginnt bei der Auswahl der richtigen Ausgangsstoffe (Gesteinskörnung, Zement etc.) und geht weiter mit der Zusammenstellung eines Teams, das vom Schalungshersteller, über den Baustoffl ieferanten bis hin zum bauausführenden Unternehmen reicht. Sie alle müssen sich nicht nur an einem exakten Maßnahmenplan orientieren, sondern insbesondere die für Sichtbeton notwendige Sensibilität entwickeln.

Mit Dyckerhoff MZ-Normal CEM II/B-M 32,5 R (S-LL) – AZ kam dabei ein Zement mit optimal abgestimmten Rohstoffen zum Einsatz. Insbesondere die hohe Qualität des darin enthaltenen Kalksteinmehls trug zu einer sehr robusten Betonrezeptur bei, die auch bei den hier notwendigen plastischen Betonen eine hohe Sichtbetonqualität ermöglichte. Gefordert war bei diesem Bauvorhaben die Sichtbetonklasse 4 nach DBV-Merkblatt „Sichtbetonwände“, also mit höchsten Anforderungen wie sie für „Betonfl ächen mit besonders hoher gestalterischer Bedeutung und repräsentative Bauteile im Hochbau“ gelten. Geliefert wurde der Transportbeton von der Dyckerhoff Beton GmbH & Co. KG NL Elbe-Spree, Werk Dresden.